Ausstellung zur Geschichte Windbergs

Im Wandel der Zeit

WINDBERG (ih/sm) – Im Prämonstratenserkloster Windberg (Landkreis Straubing-Bogen) ist noch bis Ende November eine Ausstellung zu sehen, die bei freiem Eintritt interessante Einblicke in die Geschichte des Klosters gibt. Die Ausstellung ist Teil der Feierlichkeiten zum Jubiläum der Wiederbesiedlung des Klosters vor 100 Jahren. Damals waren Prämonstratenser aus der niederländischen Abtei Berne nach Windberg gekommen. Die Ausstellung wurde mit vielen liebevollen Details hauptsächlich von Frater Raphael Sperber gestaltet und durch Generalabt em. Thomas Handgrätinger eröffnet. Die ehemalige Prälatur, der Alte Pfarr­hof gleich neben der Pfarr- und Klosterkirche, bietet dazu die perfekten Räumlichkeiten.

100 Jahre eines Zentrums geistlichen Lebens, dargestellt durch Bilder und Fotos, aber auch durch Erinnerungsstücke und Kunstobjek­te, das können die Besucher der Ausstellung kennenlernen. Bei der Eröffnung ließ Generalabt em. Pater Thomas Handgrätinger diese 100 Jahre Klosterleben auch ausführlich Revue passieren. Dabei erinnerte er an zahlreiche Persönlichkeiten in dieser Zeit, wie beispielsweise Pater Norbert Backmund. Dieser hatte auf der Rückseite eines unscheinbaren Barockbildes mit der Darstellung des heiligen Johannes Nepomuk geschrieben: „Es wurde bei der Säkularisation bei der Versteigerung der Klostermobilienschaft am 5. Mai 1803 für 24 Kreuzer angeboten und gesteigert vom Müller Lettl von Apoig, dessen Urenkelin Sophie es im Jahre 1927 in stark beschädigtem Zustand dem Kloster zurückgibt. Es wurde renoviert von P. Jan ­Baptist Lemmens von Berne.“ 

Interessante
Zeitdokumente

Solche Entdeckungen und Überraschungen erlebten Frater Raphael Sperber und Pater Thomas Hand­grätiger mehrere Male bei der Vorbereitung der Ausstellung. Sie konnten sich über Originalfunde von Bildern freuen, die Angehörige von bereits verstorbenen Mitbrüdern zur Verfügung stellten. Bilder, die bereits auf der Müllhalde lagen, wurden gerettet und dem Kloster übergeben, hoch­interessante Zeitdokumente, wie bisherige Besucher gerne bestätigen. 

Das Zusammenleben
von Kloster und Dorf

Die Ausstellung führt aber nicht nur durch einhundert Jahre klösterlichen Lebens in Windberg, sondern blickt ebenso auf das Leben der Prämonstratenser mit der Dorfgemeinschaft. Kloster und „Klosterdorf“ gehören zusammen. Eindrucksvolle Zeitdokumente sind dabei beispielsweise die Bilder von der Kinderlandverschickung in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Die Ereignisse eines großen Brandes werden ebenso behandelt wie die Probleme mit Wasser und Strom für Dorf und Kloster. Und wer weiß noch, dass es in Windberg eine Klosterbrauerei gab? Und wer rechnet mit Bildern aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau? Zahlreiche Fotografien und Postkarten, aber auch gemalte Unikate erzählen von der Entwicklung des Dorfes und des Klosters. 

In Vitrinen und an Tischen werden Kelche und liturgische Gefäße, Gelegenheitsgeschenke, Kerzen, moderne Altarkreuze sowie Habit und Verschiedenes mehr präsentiert. ­Darüber hinaus zeigt stilgerechtes Interieur, wie bescheiden eine Klosterzelle einst ausgestattet war: Bett, Stuhl, Tisch, Schrank, Betschemel und ein Waschbecken. Überhaupt erhält man Einblick in das Klosterleben von damals, vom Umbau zum Jugendhaus 1970 und von heute.

„Es war ein einfaches Leben, streng geregelt mit vielen Gebetszeiten, dazwischen Studium, manchmal auch Handarbeit“, erklärt Pater Thomas, der dem Orden seit 60 Jahren angehört. Die Anfangszeiten seien heroisch gewesen, bis das Haus einigermaßen bewohnbar gemacht worden war mit Heizung, Sanierung des maroden zweiten Stockwerkes und verschiedenen Maßnahmen mehr. 

Die Entwicklung
der Gemeinschaft

„Klosterleben war ein Leben nach strikter Hausordnung, gehorsamer Unterordnung, peinlicher Befolgung der Tagesordnung, strenger Einhaltung des Silentiums und Schweigens, ein Leben in Askese und Bedürfnislosigkeit. Man lebte persönlich und als Gemeinschaft sparsam und anspruchslos“, so der emeritierte Generalabt. 

Die Klostergeschichte aus 100 Jahren darstellen, das geht auch ganz stark durch die Menschen, die hier gelebt haben. Viel weiter zurück als die 100 Jahre seit der Wiederbegründung des Klosters geht die „Äbtegalerie“, die im ältesten Teil der ehemaligen Prälatur zu finden ist. Alle Äbte der Windberger Klostergeschichte sind hier dargestellt. Auch einen Blick auf die „gotische Stiege“, die ins Dachgeschoss führt, kann man hier werfen. 

Vielfältige Seelsorge

Altes und Neues vermischt sich in den Ausstellungsräumen auf harmonische Weise. In einem abgedunkelten Videoraum kann man einen Image-Film von 2022 betrachten: Interviews von Mitbrüdern der Klostergemeinschaft und auch die Vorstellung der Jugendbildungsstätte durch Franz-Xaver Geiger geben Einblicke. 

Nicht zuletzt zeigt der Rückblick auf die Klostergeschichte den Einsatz der Patres in der Seelsorge – ob in Neukirchen, Hunderdorf, Perasdorf, Mitterfels, Haselbach, Sankt Englmar oder Steingaden. Die Windberger Prämonstratenser sind ebenso eingesetzt in Berufsschulen, Realschulen und Gymnasien wie bei der Bundeswehr, der Bundespolizei, in der Gefangenen- und der Studentenseelsorge. 

Bildreicher Begleitband zur Ausstellung

Mit Freude wird auch das Fotobuch, ein Begleitband zur Jubiläumsausstellung, präsentiert. Hier finden sich zahlreiche Fotos und Informationen über die Klostergemeinschaft. Motive aus dem Klosterleben und auch aus dem Dorf erinnern an die letzten 100 Jahre. Das 120 Seiten umfassende und reich bebilderte Werk ist für 15 Euro zu erwerben. Der hauseigene Poppe-Verlag bietet es unter der ISBN 978-3-932931-82-6 an. Es kann auch im Klosterladen Windberg und bei der Ausstellung erworben werden. 

Die Ausstellung ist bis zum 28. November an den Wochenenden samstags und sonntags jeweils von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet. Für Gruppen gibt es Sonderführungen, die Frater Raphael Sperber nach Terminabsprache unter der E-Mail-­Adresse raphael.sperber@gmx.de gerne anbietet.

27.09.2023 - Bistum Regensburg